Intervention


Intervention

In der Kunst bezeichnet „Intervention“ eine künstlerische Aktion im öffentlichen Raum. Macht z. B. ein Künstler auf der Straße Musik oder spielt er eine Theaterszene, tritt er mit dem Fluidum des Raums und mit den ihn bevölkernden Menschen in Beziehung, erregt ihre Aufmerksamkeit; möglicherweise provoziert er Reaktionen seines Publikums, die sich im Denken oder Handeln des Reagierenden ereignen können. Es entsteht ein spezifisches Spannungsverhältnis zwischen dem künstlerisch Agierenden, dem Präsentierten und den (freiwilligen oder unfreiwilligen) Rezipienten.

Der Künstler wird die Intensität des Spannungsverhältnisses zu steuern versuchen: Ob er amüsiert oder provoziert, Zustimmung, Ablehnung, Nachdenken oder Aggression erzeugt, leise oder laut agiert, konventionell oder überraschend, ist ihm überlassen.

Dabei bleibt eine „Überraschungsgrauzone“; denn ob ein Publikum so reagiert, wie es der Künstler unterstellt, wenn er seine Intervention plant, ist nie sicher. Auch hier entsteht ein meist produktives Spannungsverhältnis zwischen der Interventionsabsicht des Künstlers und dem Effekt, den er tatsächlich erzielt.

2023: „Die Sonne ist nicht wichtig!“ – Lied- und Video-Performance

Die besondere Geschichte der Brenzkirche als Beispiel für Architekturzensur im Nationalsozialismus hat uns – KAN Compassion Arts – bewogen, unser Stück, indem es um Zensur, Verfolgung, Vernichtung und Exil geht, auf diesen Ort zuzuschneiden. Das Zusammenspiel von Ortsgeschichte, die unmittelbare Nähe zum Sammelplatz Stuttgarter Juden für die Deportation und die aktive Unterstützung für Menschen, die heute bei uns im Exil Schutz suchen, gab der Aufführung eine ungeahnte Dimension. Nicht genug damit holte uns die politische Weltlage mit dem Überfall der Hamas auf Israel schockierend ein.

Mehr unter www.kan-compassion-arts.com

2015: Herrenhäuser-Supermärkte

Die Relikte einer feudalen Gesellschaft wurden als Bilder in die Sinnbilder einer neuerlichen Kolonisaton durch den Westen in die neu entstandenen Supermärkte in Vorpommern getragen und dort fotografiert.

2013: Kunst im Süden

In der Böblingerstraße in Stuttgart wurden exemplarisch für den Überlebenskampf der Menschen Gemälde von galizischen Horreos von Geschäft zu Geschäft, deren Betreiber aus 25 Nationen stammen, getragen und dort fotografiert.

2002: Ein jeder Engel ist schrecklich

Szenische Videoinstallation in verschiedenen Kirchen. Auf 50 Monitoren in den Kirchenbänken sind Filme mit je einer Stunde aus dem Leben eines Ditzinger Bürgers zu sehen. Die Zuschauer sitzen im Chor und blicken auf sich selbst. Engelsgestalten tanzen Hardrockkompositionen des Komponisten Martin Tanscek und zu Kompositionen von Steve Reich. Den literarischen Leitfaden bilden Duineser Elegien von Rilke, Texte von Juliane Müller, Döblin, Joseph Roth und Friederike Roth sind im Mittelgang und zwischen den Monitoren szenisch umgesetzt.

Artikel zu „Ein jeder Engel ist schreklich“ in der Zeitschrift „SPIEL UND THEATER“ Nr. 173, 2004

2000: Abschied vom 20. Jahrhundert

24Stündige szenische Videoinstallation mit filmischen Dokumentationen zum 20ten Jahrhundert auf 25 Monitoren. (Unter anderem zur Auswirkung des Kernkraftwerkes Neckarwestheim auf die Krebsstatistik in Walheim.)

1984: Apokalypse

Ausstellung und Installation mit Texten aus der Apokalypse in und auf den Gewächshäusern einer Gärtnerei in Walheim, neben der Lande- und Verladestelle für Atommüll aus Neckarwestheim.

1980: Folienskulpturen

Folienskulpturen über der Abwärme des Kernkraftwerks in Neckarwestheim. Aktion in der sich veränderten Flora des Abwasserbeckens am Neckar.